Ein Pferd braucht sein Leben lang Hufpflege. Wenn jede Hufbearbeitung stressig wird, sollte das nicht ein Pferdeleben lang so sein. Daher lohnt es sich, sich die Zeit zu nehmen, die Situation beim Hufpfleger/Hufschmied zu üben. 

Das kann beim Jungpferd sein. Das kann aber auch beim Erwachsenen Pferd sein, das durch sein Verhalten bei der Hufpflege gelernt hat, wie er das lästige Männlein schnell los wird.

Im täglichen Umgang trainieren wir unsere Pferde mit der negativen Verstärkung. Das bedeutet (siehe Abb.), dass wir einen Reiz setzen (Druck auf die Pferdebrust zum Rückwärtsrichten), wir erwarten eine Antwort vom Pferd (das Pferd geht rückwärts), der von uns gesetzte Reiz wird weggenommen (etwas wird weggenommen = negative Verstärkung).

So kann es im Laufe der Zeit aber auch zu einem Missverständnis kommen. Zum Beispiel: Der Pferdebesitzer/der Hufpfleger nimmt den Huf hoch. Das Pferd zappelt und reisst den Huf weg. Der Mensch lässt los. So kann sich beim Pferd die Theorie entwickeln, dass das der Weg ist. Das Pferd reisst den Huf weg, der Reiz geht weg und somit erhält das Pferd seine Belohnung – er hat fürs erste mal Ruhe, der Druck ist weg.

Daher ist das Training mit positiver Verstärkung für mich hier ein sehr guter Ansatz, dem Pferd die Situation bei der Hufpflege rasch verständlich zu machen. Positive Verstärkung bedeutet, dass ein Reiz vom Menschen gesetzt wird, das Pferd reagiert richtig, ein Click+ Leckerli folgt (etwas wird hinzugefügt).

 

Dabei fächern wir das Endziel in kleine Schritte auf und beginnen mit dem Kleinsten (z.B.: Huf selbstständig aufheben – Huf selbstständig aufheben +1 sec halten - ….+2sec halten - …+4 sec halten - …+3 sec halten - …+5 sec halten…..) dabei wird nur gelobt (und/oder geclickt) wenn das gewünschte Verhalten auch wirklich gezeigt wurde. So kommen wir dem Endziel Schritt für Schritt näher. Gibt es mal schlechte Tage, verkürzt man die bereits erreichte Zeit und starten dann wieder von dort aus. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann dies zum Beispiel in Blogbeiträgen von Marlitt Wendt nachlesen oder im Podcast fair:stärkt nachhören.

 

Da diese Aufgaben durchaus Denksport sind, sind Pausen absolut notwendig. Wir wollen keinen Stress aufkommen lassen. Daher sind kurze Trainigseinheiten von 10min (jedoch täglich, besser noch mehrmals täglich) wichtig. Wichtig ist auch die Mimik des Pferdes zu beobachten. Zeigt das Pferd Beschwichtigungssignale (wie Kopf abwenden, Gähnen, Kauen, Lecken über das Maul….) sollte das Training pausiert werden. Es versucht damit unter anderem seine innere Unausgeglichenheit auszudrücken.

 

Ein weiterer Weg dem Pferd die Bearbeitungssituation im wahrsten Worte Schmackhaft zu machen, wäre das Prinzip Open door – closed door. Kurz gesagt: macht das Pferd mit (hebt Huf, hält ihn ruhig hoch) wird gefüttert, gelobt das was Zeug hält (Müsli, Mash, Futterrübe, Leckstein Horselyx, Leckerlis, Karotten…). Stellt das Pferd den Huf ab oder fängt zu zappeln an, ist das Futter weg. Somit verbindet das Pferd sehr schnell, dass die Hufpflege doch sehr angenehm und stressfrei sein kann. Hat sich das neue Verhalten gefestigt, können die Leckerlis nach und nach in größeren Abständen gefüttert werden.

Eine kleine Bewegungsrunde nach jedem Huf kann auch helfen, beim Pferd Stress abzubauen.

Auch bei „braven“ Pferden macht es durchaus Sinn, dem Pferd einen Heusack zur Verfügung zu stellen. So kann es sich ablenken, wenns langweilig wird und alle sind Glücklich.

Bei der Terminauswahl lohnt es sich einen Zeitpunkt auszumachen, bei dem es im Stall möglichst ruhig ist. Einen Termin zur Fütterungszeit oder an den ersten Tage auf der Weide, kurz nach Stallwechsel können manche Pferde stressen und eine Bearbeitung unmöglich machen.

Mir als Hufpflegerin ist es wichtig, dass die Situation möglichst entspannt ist, das Pferd mit macht und somit auch die Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis gegeben sind. Denn nur wenn ich Zeit habe den Huf in Ruhe zu bearbeiten und zu beraspeln, kann ich den Huf befunden, bearbeiten, abstellen und mein Werk kontrollieren und dann wieder nacharbeiten. Das dauert seine Zeit.

Ein Pferd, dass nach dem Menschen tritt, das Bein mit dem Gewissen extra weg zieht, den Hufbock umwerfen möchte oder beim am Hufbock raspeln unvermittelt den Huf wegzieht und ruckartig nach hinten reisst kann für den Hufpfleger und Hufschmied sehr gefährlich werden. Wir sind hier in einer gefährlichen Region unterwegs und es kann rasch böse und sehr schmerzhaft werden.

Und auch für das Pferd kann es gefährlich werden, denn wir arbeiten mit scharfen Messern. Wenn das Pferd den Huf ein einer ungünstigen Situation wegzieht, kann man schnell mal zu tief schneiden oder abrutschen und die Haut erwischen. Auch der Hufbock hat seine Tücken und kann schnell mal zum Verhängnis werden, wenn er vom Pferd umgeworfen wird und dann laut aufklatscht oder zu rollen beginnt.

Falls euch das Thema positive Verstärkung interessiert, kann ich euch zum ersten reinhören den Podcast fair:stärkt empfehlen. 

Weiters...

Buch: Nina Steigerwald- Medical Training

Webinar: Nina Steigerwald – Hufpflege

Video als Anreiz: Sandra Schneider Pferdertraining Jungpferde beim Hufpfleger

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