Die Hornkapsel besteht aus mehreren Strukturen, die zum Teil durch die Blättchenschicht zusammen gehalten werden. Gerade diese, kann durch unphysiologische Hufzustände (Druck- und Zugkräfte) strapaziert werden. Diese Bereiche erleichtern den Fusobakterien, welche sich unter Abwesenheit und Sauerstoff vermehren, Eintrittspforten. Sie gelangen so ins Innere des Hufes. Dieses Infektionsgeschehen kann entweder die toten und lebenden Hornzellen angreifen oder noch tiefer gehen, auf die Lederhaut und somit aufs „lebende“ Gewebe.

Die Hufortopäden unterscheiden hier unter Hufgeschwür und Hufabszess.

In beiden Fällen kann das Pferd Schmerz verspüren, beim Hufgeschwür jedoch nicht immer. Meist tritt der Schmerz dann auf, wenn sich der Druck des Exudats und des zersetzten Hornes auf die Lederhaut erhöht (Vergleich: Bluterguss unter dem Fingernagel). Hufgeschwüre können sich über den Kronsaum öffnen und entleeren sich meist unbemerkt von selbst. Man merkt es erst dann, wenn auf der Hufwand eine mehr oder weniger große horizontale Hornkluft herunter wächst. Je nach Menge und Art des Erregers und die Immunabwehr des Körpers kann das Infektionsgeschehen auf die lebenden Strukturen des Hufes übergreifen. Hat ein Pferd durch ein Hufgeschwür oder ein Hufabszess Schmerzen, ll ist ein Tierarzt unbedingt notwendig.

Erst die Art der eingeschlossene Flüssigkeit kann Aufschluss geben, ob es sich um ein Hufgeschwür oder Hufabszess handelt. Beim Abszess handelt es sich um Eiter (dickflüssiges gelblich-weiße Flüssigkeit), die Absonderung des Hufgeschwürs enthält abgestorbene Hornzellen, Entzündungsexudat und in unterschiedlichem Ausmaß Eitererreger (fauliger Geruch).

Manchmal kommen kleinere Hufgeschwüre oder beginnende Fäulnisherde bei der Bearbeitung zu Tage. Der Hufbearbeiter entfernt soweit es geht (so viel wie möglich, so wenig wie nötig) das Horn um das Fortschreiten zu unterbrechen. Besonders häufig findet man solche Stellen unter umlegende Eckstreben wieder, was zeigt, wie wichtig die regelmäßige Kürzung dieser ist.

Steinchen in der Blättchenschicht – Entfernen?

Es ist durchaus Verlockend, beim täglichen Hufeauskratzen, wirklich, wirklich alles sauber zu machen und eventuelle Steinchen in der Blättchenschicht mit dem Hufauskratzer oder diversen Werkzeugen mühevoll raus zukletzeln, aus Angst, dass diese Steine nach oben wandern und dort gefürchtete Abszesse verursachen.

Ein gut funktionierendes, intaktes Hufhorn kommt sehr gut mit Steinchen zu recht. Anders ist es jedoch, wenn die Blättchenschicht aufgerissen oder der überlastete Tragrand zermürbt und von Fäulnis befallen ist. Auf dem Foto sieht man eine mehr belastete Hufhälfte. Die überbeanspruchte Hufwand wird durch den Bodengegendruck regelrecht zermürbt und Fäulnisprozesse zersetzen das Horn. Steinchen setzen sich in den Taschen und Rissen fest. In dem Fall sollte man die Hufsituation überdenken und mit der Bearbeitung entsprechend gegenarbeiten. 

Ein Steinchen kann entgegen der Wachstumsrichtung des Hornes nicht wandern, vorausgesetzt, es wandert einen bereits bestehenden Fäulniskanal entlang, wie oben beschrieben. Es macht somit keinen Sinn, außer während der Bearbeitung, die Steine zu entfernen, da dieser nur Platz für einen größeren Stein macht. 

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