Der Huf ist nicht bloß ein Hornglotz, er sollte vielmehr als Organ betrachtet werden. Er hat ein Innenleben, bestehend aus Knochen-, Gelenks- und Knorpelstrukturen, Sehnen und Bändern, einem Blutgefäßsystem und Nerven. Die Hornkapsel dient als Tastorgan und passt sich an Bodenunebenheiten an indem sie sich verwindet. Außerdem resorbiert der Huf 67% der Stoßkräfte die bei Auffussen entstehen und schützt somit die Gelenke. Sogar Stoffwechselgeschehnisse und Medikamentengaben können am Huf abzulesen sein. Eine weiter für mich unglaubliche Tatsache ist, dass der Pferd buchstäblich in den Hornkapseln hängt. Das alles zusammen lässt mich immer wieder staunen und zeigt, dass die Hufe der Pferde in ihrer Vielfältigkeit gar nicht wirklich wahrgenommen und unterschätzt werden.

  • Der Huf ist beweglich und individuell

Der Hufmechanismus beschreibt die Verwindung/Verengung und Erweiterung der unterschiedlichen Hufbereiche bei Be- und Entlastung. Dabei kann man kein allgemeines Rezept gegeben werden, weil jedes Pferd und jeder Huf eine individuelle Hufmechanik aufweist und es keine einheitliche Hufbewegung gibt.

 

  • Der Huf als Träger des Hufbeins

    Hufbein ist über den Hufbeinträger in der Hufkapsel aufgehängt. Unter den Hufbeinträger könnten wir uns die stabile und durchaus elastische Verbindung von der Hufwand mit dem Hufbein vorstellen, einen Lamellenverbindung, die einem Kletterverschlusssystem ähnlich ist. Diese Lamellenverbindung, genannt der Hufbeinträger kann kurzzeitig das Vielfache des Pferdegewichts tragen.

 

  • Der Huf als Tastorgan

    Die Hufbewegung ermöglicht dem Pferd die Bodenverhältnisse zu erkunden. Somit kann man den Pferdehuf auch als Tastorgan sehen, so sie unsere Hände und Füße auch. Der Huf ist mit einem dichten Blutgefäßsystem und einem Nervensystem ausgestattet. Uns fällt der Huf als Tastorgan nur im negativen Sinn auf, wenn das Barhufpferd fühlig oder lahm läuft. Die Nerven übermitteln Schmerzreize und schützen den Huf damit vor potentiellen Gefahren. Die Hufmechanik lässt dem Pferd die unterschiedlichen Untergründe unter den Füßen spüren und entsprechend fußen und somit den Umgang mit der Gliedmaße dem Bodenuntergrund anpassen und entsprechend schonen. Die ganze Hufmechanik stellt daher eine sehr wichtige Schutzfunktion für die Gliedmaßen dar.
  • Der Huf als Stoßdämpfer

    Die Fähigkeit der Hornkapsel sich an den Bodenuntergrund anzuschmiegen mildert die Stöße des Bodenuntergrunds auf die Gelenke. Hierbei ist nicht nur die Erweiterung und Verengung der hinteren Hufbereiche gemeint. Die Trachten können sich auch in vertikaler Richtung an vom Boden kommende Kräfte kompensieren. Die Vibrationsenergie, die beim Aufsetzen des Hufes entsteht, kann von den Strukturen des Barhufes soweit absorbiert werden, dass nur mehr 33% dieser Energie auf das Hufbein und die oberen Gelenke wirken.
  • Die Durchblutung des Hufes

    Durch die andauernde Bewegung im Huf, werden die Lederhäute massiert und die Durchblutung des Hufes verbessert, was wiederum die Nährstoffversorgung des Hufes positiv beeinflusst. Durch das dicht verzweigte Geäst von Blutgefäßen werden nicht nur Nährstoffe sondern auch Botenstoffe des Hormonsystems in die Lederhäute transportiert. Sie sorgen unter anderem auch für das Wachstum des Horn. Entgleisungen des Hormonsystems und Toxinausschüttungen die über das Blut in die Huflederhäute gelangen, können durch so genannte Stoffwechselrillen erkannt werden oder im schlimmsten Fall zur Hufrehe führen.